Verhütungsstäbchen (Hormonimplantat): Sicherer Schutz für drei Jahre

Hormonelle Langzeitverhütung Verhütungsstäbchen (Hormonimplantat): Sicherer Schutz für drei Jahre

Nicht mehr an Verhütung denken. Ein ziemlich verlockender Gedanke für viele Frauen, die öfters mal die Pille vergessen. Wer über eine längere Zeit nicht schwanger werden möchte, könnte mit dem Verhütungsstäbchen eine passende Alternative finden. Doch zuvor sollte gründlich abgewogen werden, denn das Hormonimplantat verbleibt für eine Verhütungsdauer von drei Jahren unter der Haut des Oberarms.

Das Verhütungsstäbchen (Hormonimplantat) wird vom Frauenarzt eingesetzt.
(c) iStockphoto/monkeybusinessimages

Im Jahr 2000 wurde das Verhütungsstäbchen, auch als Hormonimplantat, Hormonstäbchen oder Implanon bekannt, zur Verhütung auf dem deutschen Markt eingeführt. In Ländern wie den Niederlanden oder Österreich war es bereits zuvor erhältlich. Frauen lassen sich das streichholzgroße Verhütungsstäbchen vom geschulten Frauenarzt zum Schutz vor einer ungewollten Schwangerschaft für eine Dauer von drei Jahren in die Innenseite ihres Oberarms einsetzen. Dort gibt es aus einem Depot kontinuierlich Hormone ins Blut ab, die den Eisprung hemmen und die Spermien daran hindern, in die Gebärmutter zu gelangen.

Artikelinhalte auf einen Blick:

Verhütungsstäbchen: Welche Wirkung hat das Hormonimplantat?

Das Verhütungsstäbchen besteht aus einem weichen, biegsamen medizinischen Kunststoff. Es ist etwa vier Zentimeter lang und zwei Millimeter dick. Im Inneren befindet sich das Gestagen Etonogestrel, das permanent freigesetzt wird und so in den Blutkreislauf der Frau gelangt.

Die Wirkungsweise des Verhütungsstäbchens ähnelt der Minipille. Die Hormone verhindern den Eisprung, verändern den Schleim im Gebärmutterhalskanal und sorgen dafür, dass die Gebärmutterschleimhaut nur unzureichend aufgebaut wird. Erledigt das Hormonstäbchen diese Arbeit zuverlässig, ist die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft dadurch extrem gering.

Anfangs werden durch das Implanon täglich 60 bis 70 Mikrogramm Etonogestrel abgegeben, nach einiger Zeit nur noch rund 30. Da 30 Mikrogramm zum Schutz vor einer Schwangerschaft erforderlich sind, muss das Verhütungsstäbchen nach drei Jahren entfernt und durch ein neues ersetzt werden.

Elf vermeidbare Verhütungspannen

Das Hormonimplantat ist geeignet:

  • für eine langfristige Verhütung
  • für eine Verhütung ohne Östrogen
  • nach abgeschlossener Familienplanung
  • bei häufigen Einnahmefehlern der Pille
  • bei bestimmten Krankheiten, vor allem chronischen Magen-Darm-Erkrankungen
  • in der Stillzeit

Wie wird das Verhütungsstäbchen im Arm eingesetzt?

Bevor das Verhütungsstäbchen eingesetzt wird, findet eine gynäkologische Untersuchung statt. Dabei wird sichergestellt, dass aktuell keine Schwangerschaft vorliegt. Im Anschluss kann das Hormonimplantat vom Frauenarzt eingelegt werden. Dazu ist ein kleiner chirurgischer Eingriff erforderlich: Nach einer örtlichen Betäubung wird das Verhütungsstäbchen mithilfe einer sterilen Einweg-Kanüle auf der Innenseite des Oberarms unter die Haut geschoben. Von außen ist es jetzt gut ertastbar.

Der beste Zeitpunkt für das Einsetzen des Verhütungsstäbchens ist der erste bis fünfte Periodentag. Der Eingriff ist jedoch auch zu jedem anderen Zeitpunkt möglich – allerdings muss dann für die ersten sieben Tage zusätzlich mit einem Kondom verhütet werden.

Verhütungsmethoden im Überblick

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Nach einer Fehlgeburt oder einem Schwangerschaftsabbruch vor der zwölften Schwangerschaftswoche wird das Verhütungsstäbchen bis zum fünften Tag eingesetzt. Bei einer Entbindung oder einer Fehlgeburt nach der zwölften Schwangerschaftswoche empfiehlt sich die Einlage zwischen dem 21 und 28 Tag danach.

Um die Verträglichkeit des enthaltenen Hormons vor der Einlage zu testen, bekommen Frauen etwa zwei Monate zuvor eine reine Gestagen-Pille. Experten weisen aber darauf hin, dass diese „Testphase“ trotzdem keine komplett sichere Einschätzung zulässt.

Wie sicher ist das Verhütungsstäbchen?

Der sogenannte Pearl Index gilt als aufschlussreicher Richtwert für die Sicherheit von Verhütungsmitteln. Er gibt an, wie viele von 100 Frauen trotz Verhütung innerhalb eines Jahres ungewollt schwanger geworden sind. Das heißt demnach: Je niedriger der Index, desto sicherer das Verhütungsmittel. Das Hormonstäbchen hat einen sehr niedrigen Pearl-Index von 0,1 und gilt deshalb als zuverlässiger, sicherer Schutz vor einer Schwangerschaft. Dies ist vor allem der Fall, weil Anwendungsfehler bei dieser Verhütungsmethode nahezu ausgeschlossen sind.

Pearl-Index des Verhütungsstäbchens im Vergleich zu anderen hormonellen Langzeitverhütungsmitteln:

Zum Vergleich hier auch der Pearl-Index anderer, gängiger Verhütungsmittel:

  • Pille: 0,1 – 0,9
  • Kondom: 2 – 12
  • Diaphragma: 1 – 20
  • Vaginalring: 0,4 – 0,65
  • Kupferspirale: 0,3 – 0,8

Erfahrungen mit dem Verhütungsstäbchen: Welche Nebenwirkungen können auftreten?

Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) gibt an, dass es bei mehr als zehn Prozent der Anwenderinnen zu unerwünschten Nebenwirkungen kommt. Unregelmäßige Blutungen sind dabei die häufigste Beschwerde.

Laut pro familia treten im ersten Jahr nach der Einlage bei 75 von 100 Frauen Blutungsveränderungen auf – das können zum Beispiel lang anhaltende Blutungen oder Zwischenblutungen sein. Nach dem ersten Jahr hat ein Fünftel der Frauen mit Hormonimplantat gar keine oder aber verstärkte Blutungen.

Außerdem kann es unter anderem zu Akne, Spannungsgefühl in den Brüsten, Gewichtszunahme und Kopfschmerzen kommen. Seltener auch zu Nebenwirkungen wie Stimmungsschwankungen, Haarausfall oder zu einer verringerten Libido.

Alternativen zur Pille

Theoretisch kann das Verhütungsstäbchen Frauen jeden Alters eingesetzt werden. Im Jugendalter ist das Hormonimplantat dennoch nicht das Verhütungsmittel erster Wahl, da sich Hautunreinheiten unter der Anwendung verschlechtern oder gar erst auftreten können.

Vor- und Nachteile des Verhütungsstäbchens

Bevor sich Frauen das Hormonimplantat einsetzen lassen, sollten sie die Vor- und Nachteile betrachten und für sich persönlich abwägen, was überwiegt. Auch ein ausführliches Beratungsgespräch mit dem behandelnden Frauenarzt ist dazu erforderlich.

Vorteile des Hormonimplantats:

  • östrogenfreie Verhütungsmethode,
  • Anwendungsfehler werden vermieden;
  • hohe Sicherheit,
  • schnelle Wiederherstellung der Fruchtbarkeit nach der Entfernung,
  • Zyklusbeschwerden in Form von Regelschmerzen nehmen ab;
  • Erbrechen und Durchfall haben keinen Einfluss auf die Wirkung.

Nachteile des Verhütungsstäbchens:

  • Medikamente wie Breitbandantibiotika oder Psychopharmaka setzen die Wirkung herab. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt;
  • die Verhütung lässt sich nicht jederzeit selbst beenden (wie es bei der Pille der Fall ist);
  • Häufig kommt es zu Blutungsstörungen;
  • mögliches Risiko für Thrombosen,
  • kein Schutz vor sexuell übertragbaren Krankheiten!

Wie wird das Verhütungsstäbchen entfernt?

Das Entfernen des Verhütungsstäbchens kann ausschließlich durch den Arzt erfolgen. Unter örtlicher Betäubung wird an der entsprechenden Stelle ein kleiner Schnitt vorgenommen, um das Implantat dort herauszuschieben. Auf Wunsch der Frau wird sofort ein neues Verhütungsstäbchen eingesetzt.

Nicht bei allen Frauen lässt sich das Implanon einfach wieder herausschieben. So kann es vorkommen, dass es sich hartnäckiger in der Haut hält und ein größerer Schnitt notwendig wird oder das Stäbchen erst mithilfe eines Ultraschalls ausfindig gemacht werden muss. Dass das Stäbchen in andere Körperregionen wandert, kann nur passieren, wenn es nicht korrekt eingelegt wurde.

Der Bundesverband pro familia berichtet außerdem: Es „wird vermutet, dass das Implantat bei Frauen mit ‚höherem Körpergewicht‘ im dritten Jahr der Anwendung nicht mehr sicher wirkt. Für sie könnte es ratsam sein, das Implantat früher zu entfernen bzw. zu wechseln. Allerdings fehlen hierzu konkrete Daten.“

Im Vergleich zu anderen Langzeitverhütungsmitteln normalisiert sich der Zyklus nach der Entfernung relativ schnell. Mit dem nächsten Eisprung kann die Frau schwanger werden.

Wie hoch sind die Kosten für ein Hormonimplantat?

Für das Verhütungsstäbchen muss einmalig ein höherer Betrag gezahlt werden – die Einlage sollte deshalb wohlüberlegt sein. Die Kosten für ein Verhütungsstäbchen belaufen sich aktuell auf 176 bis 195 Euro. Inklusive Einlage entstehen Kosten in Höhe von 300 bis 400 Euro. Hinzu kommt nach dem Ablauf der Wirkungsdauer von drei Jahren der Preis für die Entfernung – dieser liegt in etwa bei 40 bis 50 Euro. Zum Vergleich: Je nach Präparat und Packungsgröße kostet die Pille monatlich zwischen drei und 22 Euro. Bei einer Einlagedauer von drei Jahren und einmaligen Kosten in Höhe von 300 bis 400 Euro entstünden beim Verhütungsstäbchen auf den Monat umgerechnet theoretisch Kosten zwischen acht und elf Euro.

Wie bei anderen Verhütungsmitteln werden die Kosten von der gesetzlichen Krankenkasse eigentlich bis zum vollendeten 20. Lebensjahr übernommen – viele Krankenkassen schließen diese Übernahme beim Hormonimplantat aber aus verschiedenen Gründen aus. Gesetzlich Versicherte nach dem 20. Lebensjahr und alle Privatversicherten müssen die Kosten selbst tragen.

Zur Unterstützung von Menschen, die auf staatliche Finanzhilfen angewiesen sind, können die Kosten unter bestimmten Bedingungen von der Kommune übernommen werden.

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