ARM-CPU für (Windows-)Notebooks: Cortex-A76
ARM will den Notebook-Markt erobern: Der neue Prozessorkern Cortex-A76 soll um 35 Prozent schneller sein als der Cortex-A75, viel mehr Gleitkomma-Performance liefern und über 3 GHz schaffen.
Trotz des holprigen Starts des von Microsoft und Qualcomm seit 2016 angeschobenen Always Connected PC legt der britisch-japanische CPU-Entwickler ARM nun nach: ARM- beziehungsweise ARM64-Prozessoren sind demnach jetzt reif für Notebooks. Der neue Prozessorkern Cortex-A76 soll bei Fertigung mit neuester 7-Nanometer-Technik mehr als 3 GHz Taktfrequenz schaffen, hat einen größeren L3-Cache sowie deutlich mächtigere Gleitkomma- und 128-Bit-Vektoreinheiten.
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Insgesamt verspricht ARM rund 35 Prozent mehr Rechenleistung, als der Cortex-A75 bei 2,8 GHz schafft. Letzterer kommt in Form des Qualcomm Snapdragon 845 gerade in immer mehr Smartphones auf den Markt: Seine vier Kryo-385-Gold-Kerne ähneln dem Cortex-A75.
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Laut ARM "haben wir bereits den Erfolg der kürzlich eingeführen Windows-10-Notebooks mit ARM-SoCs gesehen" – darüber kann man aber wohl geteilter Meinung sein. Denn bisher sind nur in wenigen Ländern einige teure Geräte erhältlich, deren Rechenleistung hinter der von 300-Euro-Notebooks hinterherhinkt. Bisher scheint offen zu sein, wie viele Kunden die Vorteile LTE und lange Laufzeit bei niedrigem Gewicht höher bewerten.
Nur Windows 10?
Andere Betriebssysteme außer Windows 10 erwähnt die Pressemeldung von ARM zum Cortex-A76 für Notebooks nicht. Dabei gibt es deutlich erfolgreichere ARM-Notebooks bereits, nämlich Chromebooks. Außerdem wird spekuliert, dass Apple in nicht allzu ferner Zukuft ein günstiges MacBook Air mit hauseigenen ARM-Chips bestücken könnte. Raspi-Fans können schließlich auch noch den Pi-Top mit Raspberry Pi und Linux hinzuzählen – aber das nur am Rande.
Der ARM-Angriff auf Windows-10-Notebooks soll jedenfalls eher erst 2019 starten, daher wohl auch der Hinweis auf 7-nm-Technik und die Bezeichnung "ARM 2019 Premium Client IP Suite", zu der auch der Grafikkern ARM Mali-G76 mit KI-Beschleunigern (ARM spricht von Machine Learning, ML) sowie der Videoprozessor ARM Mali-V76 zählen.
ARM-SoC-Stärken
Die Stärke der x86-Konkurrenten für Notebooks liegt dabei nicht bei den Prozessorkernen – das kann Intel trotz erlahmender Fortschritte in den vergangenen Jahren schlichtweg besser, soweit es Windows-Notebooks betrifft.
Der Vorteil der ARM-SoCs ist die hohe Integration, zu der nicht nur ein schnelles LTE-Modem zählt: Letzteres kann Intel auch zehn Jahre nach dem Start des Atom nicht bieten. Der Qualcomm Snapdragon 845 beispielsweise enthält aber außer Gigabit-LTE obendrein auch schnelles WLAN, Bluetooth und GPS, HDR-taugliche 4K-Video-Decoder, Encoder für 4K-HDR-Videos mit 60 Hz, einen DSP-Kern sowie eine sparsame Sensor-Engine. Da fast alle Notebook-Nutzer allerdings auch ein Smartphone besitzen, kann man sich fragen, ob diese Funktionen im Notebook überhaupt als Vorteil wahrgenommen werden.
Cortex-A76 im Detail
In einem Blog-Eintrag stellt ARM den Cortex-A76 genauer vor: Das elektrische Leistungsbudget liegt demnach um 5 Watt für ein Octo-Core-SoC mit vier Cortex-A76 und vier Cortex-A55 im DynamIQ-Verbund. Im Vergleich zum Cortex-A73 mit 2,45 GHz – damit dürfte letztlich der Snapdragon 835 mit Kryo 280 gemeint sein – soll ein Cortex-A76 mit 3 GHz im Geekbench 4.1 etwa 80 Prozent schneller sein. Bei reinen Ganzahl-Berechnungen sind es 90 Prozent mehr Geekbench-Punkte, bei Gleitkomma sogar das 2,5-fache.
Der Cortex-A76 ist der erste ARM-eigene Kern mit 4-fach Decoding, das Front-End mit verbesserter Sprungvorhersage holt vier bis acht Instruktionen pro Taktschritt. Passend dazu hat ARM die Cache-Hierarchie und das Speicher-Subystem optimiert, hier kommt ein neuer Prefetcher zum Einsatz. Es wird spannend zu sehen, ob sich Cortex-A76-SoCs dann auch bei der Leistungsaufnahme an x86-Chips annähern. (ciw)
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